Ein großer Künstler verdirbt sein Bild nicht, indem er es vollendet.
Eugèn Delacroix
Gerade bewundere ich wieder den großen Baum vor meinem Fenster, der unten noch satt grün ist, dessen Spitze jedoch in den leuchtesten Herbstfarben gelb, orange, rot strahlt. Das finde ich wunderschön. Es erinnert mich jedoch auch an ein Projekt, das ich begonnen und niemals vollendet habe.
Vor einigen Jahren hatte ich jeden Tag Fotos von diesem Baum gemacht um seine Verwandlung im Herbst zu zeigen. Letztendlich ist das Vorhaben gescheitert, weil ich immer wieder die Kamera beiseite rücken musste und der Ausschnitt des Bildes sich immer wieder verändert hat. Es war mir dann nicht möglich die Fotos nun passend übereinander zu legen um damit einen schönen Filmclip zu machen.
Von dem Misserfolg war ich so entmutigt, dass ich die Idee begraben habe. Immer wieder beginne ich mit Begeisterung ein neues Projekt um am Ende zu erkennen, dass ich es nicht fertig gemacht habe. Liegt es daran, dass man zu viel möchte? Oder ist es eben im Leben so, dass man nicht immer alles so vollendet, wie man es sich vorgestellt hat?
Nach Delacroix wäre es ja sogar so, dass Kunstwerke eben dadurch entstehen, wenn sie eben nicht vollendet sind. Also könnte ich auch sagen, dass mein Leben ein Kunstwerk ist, weil es in so vielem unvollkommenes Stückwerk ist.
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