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AutorenbildChristine Nöh

Meinungsbildung


Zuviel Vertrauen ist häufig eine Dummheit,

zuviel Misstrauen immer ein Unglück.

Johann Nestroy


Wenn man sich die Geschichte der Menschheit ansieht, stellt man fest, dass es immer wieder Führungspersönlichkeiten gab, denen unzählige Menschen vertraut haben und die haarsträubende Ideen vertreten haben. Das gab und gibt es im großen Stil, so dass ganze Völker einem Herrscher vertrauen, als auch in kleinen Organisationen und z.B. Glaubensgemeinschaften oder "Firmen".


Wenn man von außen auf diese Lehren sieht, dann fragt man sich, warum Menschen denn so etwas glauben und diesen Menschen vertrauen. Es gibt dafür zwei vereinfachte Erklärungen: Zum einen möchten Menschen gerne dazu gehören und deshalb akzeptieren sie in Gemeinschaften etwas, das sie normalerweise auch komisch finden würden. Aber weil das alle glauben und alle es so machen, wird es schon okay sein. Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man Teil von etwas ganz Großem ist.


Das zweite ist, dass Menschen gerne jemand vertrauen und froh sind, wenn sie manche Entscheidungen nicht selbst treffen müssen. Wenn da jemand ist, der Bescheid weiß und der die richtige Richtung kennt, dann geht man gerne mit. So wie man einem Bergführer vertraut, weil er sich einfach besser auskennt, vertrauen Menschen auch anderen in Lebensfragen, weil sie denken, sie wüssten Bescheid.


Natürlich gibt es noch viele andere Aspekte, warum Menschen sich anderen Menschen anschließen, die seltsame Meinungen vertreten. Macht, Abhängigkeiten, Erfolgsträume können dabei auch eine Rolle spielen. Was ich aber wichtig finde, ist der Aspekt, dass alle immer vergessen, dass das andere auch nur Menschen sind. Und selbst wenn sie mit einer Sache Recht haben, heisst das nicht, dass alles stimmt, was diese Menschen sagen.


Jetzt denkt vielleicht so mancher, was das mit mir zu tun haben soll. Aber jeder von uns übernimmt Meinungen und Gedanken von anderen Menschen denen wir vertrauen. Vertrauen ist ja grundsätzlich etwas gutes. Und allen anderen immer zu misstrauen macht uns einsam. Aber wir sollten ab und zu einen Schritt zurück gehen und uns selbst darüber Gedanken machen, was wir wem, warum glauben.


Bin ich in der Lage, meine eigene Meinung noch in Frage zu stellen? Bin ich bereit mit Menschen, die anders denken darüber zu reden, oder ist für mich alles klar und wer anders denkt liegt falsch? Wir alle haben die Gefährdung charismatischen Führungspersönlichkeiten auf den Leim zu gehen und merken es nur dann, wenn wir bereit sind auch ausserhalb der Blase auf manche Dinge zu sehen.


Ein gutes Warnsignal ist es, wenn diejenigen, denen ich vertraue mich dazu auffordern, allen anderen zu misstrauen! Wenn man Feindbilder aufbaut und Grenzen hat, zwischen denen, die drin sind und denen die draußen sind. Die Gefahr des Missbrauchs des Vertrauens sind dann groß.





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