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AutorenbildChristine Nöh

Ein letztes Geleit


Letzte Ehre erweisen ist gut, ein Besuch zu Lebzeiten besser.

Hanns Schwarz


Es ist mit Sicherheit so, dass man die Menschen besuchen sollte, so lange sie noch da sind. Vom letzten Geleit auf dem Friedhof haben sie ja eigenlich nichts mehr. Und doch kann ich bei einer Beerdigung einem Menschen eine letzte "Ehre" erweisen und ihm zeigen, wie sehr ich ihn geschätzt habe.


Eigentlich tue ich es nicht für den Verstorbenen, sondern für die Angehörigen und für mich selbst. Die Angehörigen erfahren, wie viele Menschen daran Anteil nehmen, dass jemand die Welt verlassen hat und man würdigt ihn noch einmal mit dem Kommen.


Für mich selbst gehe ich zu einer Beerdigung, damit ich die Endgültigkeit besser erfassen kann. Ich kann mich ein letztes mal verabschieden auch wenn dieses Abschiednehmen nur einseitig ist. Ich erinnere mich noch einmal bewusst an so viele schöne und gute Erlebnisse und gebe alle meine guten Gedanken und Grüße mit.


Man kann solchen Erfahrungen ausweichen, sich dem nicht aussetzen und die Konfrontation mit dem Tod vermeiden. Aber wenn wir Gefühle und Situationen nicht durchleben, dann schieben wir sie vor uns her, wie eine Welle im Teppich. Das macht uns das Leben dann möglicherweise immer schwerer.


Es ist nicht schön, wenn man sich mit der Tiefe von Trauer auseinandersetzt. Aber nur wenn ich durch diesen Prozeß hindurch gehe, kann ich mich auch daraus befreien. Ich darf traurig sein, ich darf Verlust spüren, ich darf Tränen des Abschiedes weinen und ich darf mir danach auch erlauben, wieder Lebensfreude zu finden, zu lachen und weiter zu gehen.


Bei jedem Abschied von lieben Menschen in den letzten Jahren, war der Gang auf den Friedhof immer der schwierigste Tag von allen. Aber es war auch immer der Tag, an dem man eine Tür verschlossen hat und das Leben wieder weiter ging. Anfangs oft sehr schwer und langsam, aber es ist der erste Schritt um die Richtung wieder zu ändern.


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