Wenn ich wüsste, was Kunst ist,
würde ich es für mich behalten.
Picasso
Gestern habe ich in einer Klasse nach vielen Wochen Arbeit ein Kunstprojekt beendet. Nun wollten die Schüler am liebsten sofort ihre Noten wissen. Ich habe gesagt, dass ich das nicht so einfach machen könnte und mir dazu etwas Zeit nehmen müsste. Ein Schüler meinte, er könnte mir ja helfen.
Er wollte mir vorschlagen, welche Noten für sein Bild passend wären. Erst habe ich natürlich gelacht und gedacht, natürlich gibt er sich zwei Einsen. (Auf das Bild gab es zwei Noten) Erstaunlicher Weise, hat er sich selbst aber sehr realistische Noten gegeben, die tatsächlich dem entsprachen, was ich auch gesagt hätte.
Das hat mich wirklich etwas überrascht und es zeigt, dass Schüler sich durchaus sehr gut selbst einschätzen können. Grundsätzlich finde ich es sowieso nicht so toll, dass Kunstbilder Noten bekommen müssen, aber da es nun mal so ist, finde ich es hilfreich, wenn Schüler erkennen, wo sie selbst ein paar Defizite haben, ohne direkt zu sagen, es ist nur schlecht.
Ich habe begonnen, die fertigen Bilder in Kunstraum aufzuhängen. Da hab ich natürlich mit den besten Bildern angefangen und geplant, nur die schönsten zu präsentieren. Die Schüler halfen beim festmachen und wollten aber, dass alle Bilder gezeigt werden und nicht nur die besten.
Und ich muss sagen, sie haben Recht. Denn auch die nicht so begabten Schüler haben viele Stunden an den Kunstwerken gearbeitet und sie haben das Beste gegeben. Warum sollten nicht alle einen Platz haben, damit sie bewundert werden können. An diesem Tag habe ich wahrscheinlich mehr von meinen Schülern gelernt, als sie von mir.
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