Vorausblick
- Christine Nöh
- 4. Feb.
- 1 Min. Lesezeit

In unserer Vorfreude regnet es nie.
Anke Maggauer-Kirsche
Beim Lesen habe ich eine Gewohnheit, die nicht gut angesehen ist. Sobald mir eine Geschichte zu spannend wird, blättere ich in dem Buch weiter nach vorne. Manchmal nur ein paar Seiten, in extrem Fällen bis an den Schluss. Wenn ich dann sehe, dass es jemand am Ende gut geht, kann ich auch die Spannung der Erzählung weiter ertragen.
Manchmal würden wir auch gerne im Leben ein paar Kapitel weiterblättern. Einfach um mal zu sehen, wo man hinkommt, wenn man so weiter macht. Aber das gibt es leider nicht. Wir können nicht vorspulen und dann mit neuer Erkenntnis da weiter machen wo wir sind. Wir müssen Risiken eingehen, Entscheidungen treffen und mutig oder ängstlich einen Tag nach dem anderen leben.
Hinterher ist man dann manchmal schlauer. Da hätte man dann doch das eine oder andere anders machen sollen. Aber genauso wenig wie wir in die Zukunft schauen können, ist die Vergangenheit veränderbar. Wir sind gefangen in den beiden aufgeschlagenen Seiten unserer Gegenwart. Das ist der einzige Handlungsspielraum den wir haben.
Nur wenn ich einen Urlaub plane, dann habe ich ein kleines bisschen das Gefühl, als könnte ich in die Zukunft schauen. Ich überlege, wo wir hinfahren, ich stelle mir die Umgebung vor und natürlich ist in meiner Vorstellung immer nur schönes Wetter. Diese Vorfreude auf einen Urlaub ist für mich ein bisschen so, wie das Weiterblättern in einem Buch. Sie gibt mir Zuversicht auch an Tagen, wenn es im Alltag mal nicht so einfach läuft.
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