Sich selbst sein
- Christine Nöh

- vor 12 Minuten
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Es gehört große Kühnheit zu dem Wagnis, sich selbst zu sein.
Eugene Delacroix
Sehr gut erinnere ich mich an die Zeiten in meiner Kindheit, in der ein häufiges Argument war: "Was sollen da die anderen sagen." "Dies oder jenes macht man nicht", "so hat man sich anzuziehen", "die Nachbarn machen es doch auch so".
Ich dachte, dass wir lange über all das hinweg wären und jetzt jeder so sein kann, wie er möchte. Auf jeden Fall haben wir sehr viel mehr Freiheiten als früher. Aber ganz frei sind wir dennoch nicht. Uns interessieren zwar die Nachbarn nicht mehr, dafür ist es umso wichtiger, welches Bild man in der virtuellen Welt abgibt.
Immer wieder bin ich erstaunt, wieviel Menschen von sich selbst preis geben, damit sie online Aufmerksamkeit erlangen. Wenn sie dann noch eine heile Welt präsentieren und zeigen, was bei ihnen alles gerade so toll ist, dann wird das für mich immer weniger glaubhaft.
Bei mir hat es zusätzlich den Effekt, dass ich immer weniger von mir selbst zeigen möchte, je mehr ich von anderen sehe. Ich möchte kein geschöntes Glück präsentieren und auch nicht in die Abgründe meiner Gefühle blicken lassen. Wenn man dann für das ganz normale keine Aufmerksamkeit erhält, dann ist es okay so.
Mich interessiert nicht, was die Nachbarn sagen und es ist mir egal, wie viele Klicks ich im Internet erhalte. Es war noch nie einfach, bei sich selbst zu bleiben und es ist auch nicht einfacher geworden, auch ohne Nachbarn.




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