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  • AutorenbildChristine Nöh

Irreversibel


Verzweifelte Menschen sind zu allem fähig,

also häufig auch zu nichts mehr.

Martin Gerhard Reisenberg


Gestern habe ich die Erzählung von einer Frau gelesen, die total verzweifelt war, weil ihr neu bestellter Cadillac in einem falschen Gelbton geliefert worden war. Voller Arroganz habe ich gedacht, dass diese Frau wohl nicht weiß, was wirkliche Probleme sind und dass die Farbe eines Autos nun nicht so entscheidend sein kann.


Aber man lernt ja manchmal schnell dazu. Gestern Abend habe ich nämlich beim Neuinstallieren eines neuen Systems auf meinem Laptop einen gravierenden, unverzeihbaren, idiotischen Fehler gemacht, der dazu geführt hat, dass der Computer nun gar nicht mehr funktioniert. Ich habe alle möglichen Tastenkombinationen versucht, um ihn wieder zum Leben zu erwecken, aber bisher ohne Erfolg.


Am Ende des Abends war ich so verzweifelt, dass ich gar nichts mehr machen konnte und nur noch ins Bett ging, in der Hoffnung nicht noch davon zu träumen. Hätte ich in diesem einen Moment doch nur ein bisschen länger nachgedacht, dann wäre das alles nicht passiert.


Und dann kam mir so leise der Gedanke: Es ist doch nur ein Computer... habe ich nicht so überheblich über die Frau gedacht? Bei dem Auto war es auch "nur" die falsche Farbe, aber eigentlich war es viel mehr. Es war die Erwartung, die nicht erfüllt worden war und die Ohnmacht etwas daran zu ändern.


Deshalb kann es für jeden etwas anderes sein, das ihn verzweifeln lässt und wir sollten nie vorschnell urteilen darüber, ob es dann angemessen ist so niedergeschlagen zu sein. Verzweiflung kriegen wir oft, wenn wir merken, dass wir keine Macht mehr haben, etwas zu ändern.


Das kann der Job sein, den wir verlieren, obwohl wir nichts falsch gemacht haben. Das kein ein Moment der Unachtsamkeit sein, die zu einem Unfall mit schweren Folgen führt. Es kann der Mensch sein, der uns verlässt und dessen Liebe wir nicht zurück gewinnen können.


Immer wenn wir unsere eigene Grenze schmerzhaft erleben, kann uns das verzweifeln lassen. Am schlimmsten ist es, wenn man selbst einen Fehler gemacht hat, den man hätte vermeiden können.


Auch wenn ich wenig Hoffnung habe, werde ich es heute nochmal versuchen, meinen Computer wieder zu beleben. Und wenn es nicht gelingt, dann muss ich auch diesen Verlust mit schwerem Herzen akzeptieren.


Dieses mal sind mir auf jeden Fall keine Daten verloren gegangen, denn diese waren gut gesichert. So wird meine Dummheit am Ende vielleicht einfach sehr viel Geld kosten. Aber ich sage mir dann selbst, es ist ja nur ein Computer.


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