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AutorenbildChristine Nöh

Außenseiter


Am interessantesten ist die Innenseite der Außenseiter.

Jean Genet


Sehr oft hört man die Lebensgeschichte von anderen Menschen und sie beschreiben, dass sie sich als Außenseiter gefühlt haben, in ihrer Kindheit, in ihrer Jugend oder an dem Wohnort, an dem sie lebten. Man denkt ja, dass nur sehr wenige Menschen Außenseiter sein können, denn es müssen ja die vielen anderen sein, die ihnen das Gefühl geben nicht dazu zu gehören.


Wenn man aber mal genauer nachforscht und mehr Menschen zuhört, dann erkennt man, dass fast jeder irgendwo oder irgendwann Geschichten erzählen kann, in denen er nicht dazu gehört hat. Nach außen hin wirken viele Gruppen homogen, aber wenn man mal genauer schaut, merkt man, dass jeder Positionen hat, in denen er sich von den anderen unterscheidet.


Als Kind habe ich immer gedacht, dass ich die einzige wäre, die nicht dazu gehört. Jetzt würde ich aber behaupten, dass dieses Gefühl des Ausgegrenztseins fast jeder kennt. Viele gehen ja daran kaputt oder werden davon krank, wenn man aber merkt, dass man damit nicht alleine ist, dann kann man lernen anders damit umzugehen.


Es nimmt mir die Sonderrolle, in der ich mich vielleicht ganz wohl fühle, weil ich mich als bemitleidenswertes Opfer sehe. Aber es gibt mir auch neue Stärke und Mut, denn ich bin nur eine von vielen und damit eigentlich gar kein Außenseiter mehr, denn ich gehöre zu der großen Gruppe Menschen, die sich nicht zugehörig fühlt oder fühlte.


Wenn wir lernen darüber Gelassen zu werden, dann ist es eben ein Teil des Lebens, dass man mal mittendrin steht und ein anderes mal ganz am Rand. Statt mich selbst dann noch weiter zurück zu ziehen, kann ich auf die anderen zugehen, die auch Außerhalb sind und werde entdecken, dass uns wiederum etwas verbindet.


Viele lieben sich in der Position des einsamen Wolfes, aber das ist gar nicht so etwas Besonderes wie wir vielleicht denken, denn es sind so viele davon unterwegs, dass sie locker auch wieder ein Gemeinsamens Rudel bilden.




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