
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse,
aber nicht für jedermanns Gier.
Mahatma Gandhi
Immer wieder ist es gut mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und auch hinter Fassaden zu blicken. Meine Schwägerin hatte so erfahren, dass ein älteres Geschwisterpaar, das zusammen in einem alten Haus wohnt und die beide krank sind, nicht mehr genug Geld hatte, um Öl für die Heizung zu kaufen.
Schon seit Wochen lebten sie ohne warmes Wasser und legten sich, wie der arme Poet, früh ins Bett, weil das der einzige Platz war, an dem sie es zumindest ein bisschen warm hatten. Es ist eigentlich unfassbar, dass es in unserer Gesellschaft möglich ist, in solch einer Armut zu leben. Die immer teurer werdenden Energiekosten haben gravierende Auswirkungen.
Kurzerhand hat meine Schwägerin sich mit anderen Freunden zusammengetan um Geld für Heizöl zu sammeln, dieses dann auch direkt zu bestellen und ausliefern zu lassen. Das wird also in Kürze passieren, so dass die beiden auf jeden Fall bald wieder eine warme Wohnung haben.
Aber natürlich ist das nur die Spitze des Eisberges, denn so vieles wissen wir ja gar nicht. Denn wer möchte schon zugeben, dass es ihm so schlecht geht, dass er sich kein Heizöl kaufen kann. Darüber hinaus gibt es noch unzählige Menschen, die ja noch nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf haben.
In Finnland gibt es das Konzept Housing first, bei dem dafür gesorgt wird, dass Obdachlose so schnell wie möglich wieder einen angemessenen Wohnraum bekommen, nicht nur eine Notunterkunft, sondern eine kleine Wohnung. Mit einer festen Adresse ist es auch viel einfacher, wieder eine Arbeit zu finden und wieder aktiv am Leben teilzunehmen.
Dieses Konzept ist sogar günstiger, als die ganzen anderen Nothilfen, die oft ja nur das Schlimmste verhindern. Wie gut wäre es, wenn wir alle und auch der Staat, viel mehr auf die achten würden, die gerade in wirklichen Notlagen sind. Die Politik ist damit gerade leider auf dem Holzweg, denn die Anzahl von Sozialen Wohnungen sind in den letzten 20 Jahren von 4 Millionen auf 1,6 Millionen gesunken und das wird in naher Zukunft nicht besser.
Es gibt Gott sei Dank immer wieder Menschen und Gruppen, die sich an den Weihnachtstagen nicht nur darum kümmern, wie der eigene Konsum noch ein bisschen besser befriedigt werden kann, sondern aktiv helfen, dass es Notleidenden Menschen tatsächlich besser geht.
Ich wünsche uns allen, offene Augen, damit wir die Not der Menschen um uns herum erkennen und offene Hände, um wirklich etwas zu verändern. Eine Politik zu haben, die mehr für soziale Gerechtigkeit tut, wird wahrscheinlich nur ein schöner Traum bleiben....
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