Das ist das Ärgste, was einem Menschen geschehen kann,
aus einem Fließenden ein Starrer zu werden.
Christian Morgenstern
Gestern Nachmittag wollte ich zu einem Bachlauf im Wald, denn ich dachte, da könnte ich bestimmt schöne Fotos machen. Vor 2 Jahren war ich schon einmal da. Ich nahm wieder den gleichen Weg, durch ein damals abgeholztes Waldstück. Nun musste ich aber feststellen, dass das Gestrüpp inzwischen sehr hoch gewachsen ist und die Wege, die von den Rehen durch das dichte Gebüsch gemacht wurden, tatsächlich eher für Rehe geeignet war.
Mühsam musste ich mich durch so manches Unterholz quetschen um irgendwie weiter zu kommen. Es tat mir auch sehr leid um die Büsche, denn da sie von einer Eisschicht ringsum eingefroren waren, brachen die Äste ab, als wären sie aus Glas.
Es war für mich erschreckend, wie so eine dünne Schicht aus gefrorenem Wasser aus einem flexiblen Zweig einen brüchigen Stock machte. Wenn man einen Ast nur ein bisschen zur Seite bog, brach er mit einem lauten Knack einfach ab.
Es erinnert einen daran, dass man nicht starr werden sollte im Leben, denn das ist gefährlich. Bewegung hält unseren Körper fit und immer wieder neue Gedanken bewahren uns hoffentlich vor Altersstarrsinn.
Am Bachlauf angekommen, konnte ich auch schön sehen, dass die Bewegung das Wasser davor bewahrt hat einzufrieren.Vielleicht sieht das nach ein paar Tagen eisiger Kälte auch da anders aus, aber im Moment hat das Wasser noch genügend Geschwindigkeit um lebendig den Hang hinabzufließen.
Ich möchte mich immer daran erinnern, dass ich in Bewegung bleibe und niemals denken, ich hätte nun alle Schritte getan und wüsste nun alles, was es zu wissen gibt. So schön so eine Eisschicht auch glänzen mag, sie macht unter leichtestem Druck zerbrechlich. Deshalb möchte ich jeden Tag lebendig bleiben, neues wagen und neue Gedanken denken.
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