Oft müssen wir unsere abgelegten Prüfungen dokumentieren.
Nach den Prüfungen der Lebensschule werden wir selten gefragt,
wenngleich diese viel mehr über uns aussagen.
Kurt Haberstich
Heute schreibt meine jüngste Tochter ihre erste Abiturprüfung und ich möchte auf keinen Fall mit ihr tauschen. Abgesehen davon, dass ich nicht scharf darauf wäre eine Prüfung zu schreiben, wüsste ich auch rein gar nichts über Biologie, was mir dabei helfen könnte diese Klausur zu bestehen.
Aber ich hatte auch schon genügend Prüfungen in meinem Leben und ich erinnere mich gut daran, dass ich damals alle anderen beneidet habe, die mit allen Prüfungen fertig waren. Es ist aber auch tatsächlich so, dass diese Zeit vorbei geht. Aus heutiger Sicht staune ich manchmal ein bisschen darüber, dass ich das alles geschafft habe.
Das Leben stellt aber noch ganz andere Anforderungen an uns, bei denen man sich vielleicht manchmal wünscht, man würde nur in einem Fach zu einem Thema abgefragt, das man lernen kann. Die Herausforderung mit Geburten, Krankheiten, Enttäuschungen und Tod klar zu kommen lernt man in keinem Schulbuch. Man wird damit konfrontiert und muss es meistern, ohne dass man genau weiß, wie das geht.
Manchmal kommt etwas in unser Leben und wir werden nicht gefragt, ob wir denn schon alt genug und reif genug sind, um damit klar zu kommen. Wir haben dann nur die Wahl, ob wir uns damit auseinandersetzen und dadurch stärker werden, oder ob wir versuchen den Schwierigkeiten auszuweichen.
Wenn wir erwarten, dass das Leben ein Ponyhof ist, dann werden wir garantiert enttäuscht. Wenn wir aber damit rechnen, dass schwierige Zeiten zum Leben dazu gehören, dann können wir daran wachsen und immer wieder etwas Neues lernen.
In den letzten paar Jahren habe ich mehr über das Leben gelernt, als in den vierzig Jahren zuvor. Gut ist es, wenn uns diese Erfahrungen mitfühlender, verständnisvoller und geduldiger machen und nicht hart und bitter. Genau das kann ich jeden Tag selbst entscheiden.
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