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AutorenbildChristine Nöh

Seltsam verpackt


Das Publikum beklatscht ein Feuerwerk, doch keinen Sonnenaufgang.

Friedrich Hebel


Hast du schon einmal ein Geschenk bekommen, das in Sandpapier eingepackt war? Ich denke eher nein, denn Schleifpapier ist ja nicht unbedingt schön, viel zu hart und steif und lässt sich auch nicht gut zu kleben. Normalerweise verpacken wir Geschenke so, dass die Verpackung vielleicht sogar schöner aussieht, als das was drin ist.


Aber im Leben bekommen wir öfters mal Geschenke, die in kratzigem Papier verpackt sind, etwas das uns beim Öffnen verletzt und das wir eigentlich gar nicht haben wollten. Manches im Leben ist nicht schön und luftig und leicht, sondern rau und unangenehm und schwer. Wenn wir diese Erlebnisse, diese Begegnungen und diese schwierigen Situationen jedoch nicht einfach nur zur Seite schieben, sondern bereit sind uns ihnen zu stellen, dann können wir manchmal wunderbare Geschenke entdecken, die wir überhaupt nicht erwartet haben.


Manchmal kann uns eine schwere Zeit, erst zu dem Menschen machen, der wir im Grunde sein sollen. In Schwierigkeiten können wir unsere Tiefe finden und im Sturm, das was uns tatsächlich Halt gibt. Wir entdecken, dass die in Glitzerfolie verpackten Ereignisse uns gar nicht das geben, was wir uns von Ihnen erhofft haben und dass hinter grauen Mauern verborgen ein Schatz liegt.


In den letzten Jahren habe ich so manches erlebt, das ich mir so nicht ausgesucht hätte und bin durch manche dunklen Täler gegangen. Das alles hat mich jedoch erst zu der Person gemacht, die ich heute bin und ich sehe, dass so manches tatsächlich ein Geschenk war, das in Sandpapier verpackt war. So ist es gut, dass wir diese Geschenke nicht einfach ungeöffnet in den Keller stellen, sondern uns den Herausforderungen stellen, die es zum Auspacken benötigt.


Nicht immer ist das, was schlecht für uns aussieht auch schlecht und nicht immer ist das, was toll aussieht, auch das was uns gut tut.


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