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  • AutorenbildChristine Nöh

Orientierung


Walter Ludin


Gestern ging ich einen weiteren Weg durch den Wald, den ich noch nicht so häufig gegangen bin. An einer Stelle kam ich an einem Sendemasten vorbei, den ich zuvor auch schon gesehen, aber noch nie wirklich wahrgenommen hatte. Plötzlich war es in meinem Kopf, als hätte ein Puzzlestück den richtigen Platz gefunden. Dieser Mast ist derselbe, den ich von meinem Schlafzimmerfenster aus im Wald sehen kann.


Eigentlich sieht er von meine Fenster aus gesehen, gar nicht so weit weg aus, und ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er auf der anderen Seite der Autobahn steht. Als ich unter dem hohen Masten stand, konnte ich andererseits kaum glauben, dass ich den von meinem Fenster aus sehen kann, denn er war so weit von zu Hause weg.


Aber plötzlich passt das alles zusammen und wenn ich jetzt sehe, wie die Spitzen von der Sonne beschienen werden, weiss ich genauso das ist.


Als ich vor über 25 Jahren nach Siegen zog, war es auch erst mal gar nicht einfach für mich, sich hier zu orientieren. Es gab einfach zu viele Berge, die für mich irgendwie alle gleich waren. Als erstes habe ich gelernt, wie man an verschiedene Orte kommt. Das wusste ich dann ziemlich schnell, wie ich den Weg an bekannte Plätze finde. Aber wenn ich von einem bekannten Ort zu einem andern kommen sollte, das hat sehr viel länger gedauert.


Wenn ich nun aber immer nur zu Hause geblieben wäre, weil ich mich nicht auskenne, dann würde ich mich nach 25 Jahren noch genauso wenig auskennen, wie am Anfang. Es kam darauf an, immer wieder neue Wege auszuprobieren und es war auch egal, wenn ich mich am Anfang verfahren habe. Irgendwann habe ich immer wieder einen Weg gefunden.


Das war natürlich noch die Zeit ohne Navi, so dass man sich selbst orientieren musste. Es ist interessant zu erleben, wie sich aus einem Netz im Gehirn, dann langsam eine gesamte Karte aufbaut und ich mich immer besser orientieren konnte. Umso besser der Überblick dann ist, umso einfacher kann man weiter Punkte auf der inneren Landkarte einbauen, und umso sicherer findet man die Wege die man sucht.


In dieser aktuellen Lage, in der wir gerade sind, kommt es mir so vor, als würden wir alle ohne Landkarte rumlaufen, denn keiner hat so etwas jemals erlebt und keiner weiss, wie es weiter geht. Wir müssen uns jetzt auch erst einmal mit allem Unbekannten zurecht finden, was natürlich nicht so einfach ist, da sich von Tag zu Tag alles mögliche immer wieder geändert hat.


Wichtig ist jetzt nur, dass wir nicht vor lauter Unsicherheit, den Kopf in den Sand stecken und verzweifeln, sondern dass wir uns gegenseitig ermutigen. Die Situation ist für uns alle fremd, aber wir Menschen sind flexibel und werden neue Wege finden. Es ist auch gut, wenn wir von anderen lernen, welche Weg auf keinen Fall funktionieren und es dann besser machen.


Es gibt jeden Tag viele Nachrichten, die uns erschrecken können, aber es gibt auch jeden Tag Nachrichten, die uns Mut machen können. Ich möchte mich auf diese konzentrieren, die Hoffnung geben und die zeigen, dass Menschen immer wieder kreative Ideen haben, um sich gegenseitig und sich selbst zu helfen. Und das ist viel besser, als über die Schwierigkeiten die wir haben, nur zu Jammern.






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