Menschen, die immer daran denken, was andere von ihnen halten, wären sehr überrascht, wenn sie wüßten, wie wenig die anderen über sie nachdenken
Bertrand Russell
Gerade mache ich bei einer Aktion vom CVJM Siegerland mit und poste jeden Tag ein Foto zu einem bestimmten Thema. Das Thema heute lautet: der erste Mensch heute... Hmm.... Jedenfalls war der erste Mensch, dem ich heute morgen ins Gesicht gesehen habe, ich selbst....
Das klingt nun natürlich mal wieder sehr egozentrisch. Aber letztendlich ist es so, dass der Mensch, mit dem wir am meisten Zeit verbringen, wir selbst sind. Ich kann stundenlang spazieren gehen und im Kopf Unterhaltungen führen mit anderen Menschen, wobei ich mir ausdenke, was die anderen wohl sagen würden, aber letztendlich rede ich nur mit mir selbst.
Kein anderer Mensch ist das ganze Leben lang bei uns und keinem verraten wir alle unsere Geheimnisse. Keinen kritisieren wir so hart und vielleicht mit keinem anderen schimpfen wir so oft. Kein anderer hat genau das gleiche gefühlt wie wir und keine anderer hat genau das selbe gesehen wie wir. Von daher wäre es schon nicht schlecht, wenn wir uns selbst auch mögen, denn mit niemandem sonst verbringen wir so viel Zeit.
Das heisst ja nicht, dass ich denke, dass ich besser wäre oder wichtiger wäre als andere. Das was ich über mich selbst denke, hat aber auch Einfluss darauf, was ich über andere denke. Wenn ich mir selbst nicht gut genug bin, dann finde ich auch bei den anderen auch immer die Fehler und das was sie besser machen könnten. Wenn ich bei mir selbst die Fehler zähle, mache ich es auch bei den anderen, denn dann fühle ich mich hinterher nicht ganz so schlecht. Wenn ich meinen Wert von der Anerkennung anderer abhängig mache, dann überlasse ich den anderen, ob ich mich heute gut fühle oder nicht.
Wie schön ist es doch, wenn ich morgens in den Spiegel sehe und sage: schön, dass du da bist, für dich habe ich heute ganz viel Zeit. Wenn ich nicht zähle wieviele Falten heute Nacht dazu gekommen sind, oder ob die Frisur sitzt, das tut sie mal wieder nicht, denn das tut sie eigentlich nie.... Wenn wir lernen uns selbst anzunehmen, mit allen unseren Fehlern, Ecken und Kanten, dann schaffen wir es vielleicht auch bei den anderen Menschen, mit denen wir zu tun haben. Denn wir sind alle ja nur Menschen.
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