Solange sich ein Mensch einbildet, etwas nicht tun zu können,
solange ist es ihm unmöglich, es zu tun.
Baruch de Spinoza
Von weitem sieht der Tetraeder auf der Halde in Bottrop gar nicht so groß aus. Als ich aber begann die Stufen zur ersten Plattform zu erklimmen wurde ich mir meiner Kleinheit immer mehr bewusst. Ich habe ja schon mein Leben lang mit Höhenangst Probleme und vor einigen Jahren hätte ich mich ja noch nicht mal die ersten Treppen hochgetraut.
Nun habe ich es bis zur ersten Plattform geschafft, wobei der Schritt auf diese Plattform schon eine große Überwindung war, denn sie besteht aus einem Gitterrost, durch das man einfach so nach unten sieht. Beim Blick auf die zweiter Treppe, die gefühlsmäßig frei in der Luft schwebte, habe ich aufgegeben und gesagt: "Ich kann das nicht!"
Vom Verstand her ist das alles total sicher und es besteht nicht die geringste Gefahr von dort runterzufallen, aber ich habe es nicht gemacht. Mein "ich kann nicht" ist aber in Wirklichkeit ein "ich will nicht". Ich will meine Angst nicht überwinden, ich will meine innere Grenze nicht überschreiten.
Es ist kein Drama, wenn man etwas nicht machen kann und die Welt geht davon nicht unter, wenn ich solch eine Aussichtsplattform nicht betrete. Ich merke aber andererseits, dass mich meine Höhenangst doch einschränkt. Nicht mehr so extrem wie früher, aber immer noch so, dass ich manches einfach nicht machen möchte.
An diesem Sonntag Nachmittag wollte ich nun nicht gegen meine Höhenangst weiter ankämpfen. Die wichtigste Erkenntnis für mich war trotzdem, dass mein "ich kann nicht" Gedanken im Kopf eigentlich ein "ich will nicht" war.
Schnell verstecken wir uns hinter irgendwelchen "ich kann nicht" Aussagen. Wenn man sich aber klar macht, dass es fast immer ein "ich will nicht" ist, dann weiss ich, dass ich auch etwas dagegen machen kann, was natürlich nicht einfach ist. Ich habe gegen meine Höhenangst ja schon manches erreicht und ich kann mich auch entschließen noch weiter zu gehen. Dann, wenn ich will...
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