Mut ist Empörung
gegen Angst und Enge,
gegen alles was das Leben klein macht.
von einem Kalender
Wir brauchen unbedingt einen Starenkasten. Nicht um die Rasser in unserer Strasse zu knipsen, sondern tatsächlich ein Häuschen für die Vögel. Heute morgen haben ich beobachtet, wie ein Star alle Häuschen in unserm Garten abgeklappert hat, um zu sehen, ob noch eines frei ist. Aber keines davon passte, denn die Löcher sind alle zu klein, weil sie ja für Meisen gedacht sind. Also wäre es gut, wenn wir noch ein Starenhäuschen aufhängen, damit diese auch einen schönen Nistplatz haben.
Das ist nun ein Problem, das nicht wirklich eines ist. Es ist höchstens eine Aufgabe, der man sich widmen kann. Wirkliche Probleme stecken viel tiefer und an die kommen wir gar nicht so leicht ran. Gerade lese ich ein Buch von dem Musiker Herman van Veen, und ich war überrascht, wie er im Alter von über 70 Jahren von seinen Ängsten schreibt. Obwohl er schon lange Zeit erfolgreich Musik machte, hatte er jedes Jahr wieder Angst, dass die Menschen nicht zu seinen Konzerten kommen und ihn nicht mehr mögen könnten.
Es gibt im englischen den Begriff "German Angst". Das ist eine Angst, die tief in uns drin steckt und die oft gar nicht logisch ist. Im Alltag kann das eher so ein komisches Grundgefühl sein, wenn wir uns unwohl fühlen und gar nicht wissen warum. In den Träumen kommt diese Angst manchmal an die Oberfläche und zeigt ihr Gesicht. Ich träume z.B. immer wieder davon einen Unterricht zu machen, bei dem alles schief geht und bei dem keiner auf mich hört. Oder ich träume davon, dass ich Prüfungen schreiben muss und gar nicht gelernt habe. Es steckt so ganz tief in mir die Angst, nicht gut genug zu sein und zu versagen.
Das hat gar nicht unbedingt etwas mit meinem wirklichen Leben zu tun, denn in der Schule klappt es eigentlich ganz gut und Prüfungen muss ich ja Gott sei dank, auch keine mehr schreiben. Aber so wie Herman van Veen, nach Jahren von ausverkauften Konzerten immer noch Angst hat, dass im nächsten Jahr niemand mehr kommt, so steckt auch in mir tief drin die Angst nicht gut genug zu sein.
Wir brauchen jeden Tag neu den Mut gegen diese Ängste anzukämpfen, damit sie uns nicht klein und schwach machen und unser Leben eng. Wenn die Angst uns beherrscht, dann verziehen wir uns in unser Schneckenhaus und trauen uns nichts mehr zu. Angst macht uns mutlos und schwach oder auch hart und aggressiv, weil wir denken, wir müssten uns verteidigen.
Immer wieder will ich meiner Angst beweisen, dass sie falsch liegt und das gelingt nicht immer. Wie es aussieht, wird uns diese Angst auch unser Leben lang immer wieder begleiten, obwohl ich ja gehofft habe, dass es irgendwann man besser wird....
Das was ich dieser Angst entgegensetzen kann ich das Vertrauen und die Liebe. Vertrauen darauf, dass mein Leben jeden Tag von Gott getragen ist und viel Raum schaffen für die Liebe in meinem Herzen, denn die wahre Liebe vertreibt die Angst.
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