Wir hätten mehr Gewinn, wenn wir uns so zeigten wie wir sind, als wenn wir versuchten zu scheinen, was wir nicht sind.
François de La Rochefoucauld
Gerne teste ich immer mal wieder etwas Neues zu Essen. Jetzt habe ich im Kühlregal eine "Art" Frühstücksjoghurt mit Heidelbeeren entdeckt und gekauft. Das Bild auf dem Becher hat mir aber etwas versprochen, was der Inhalt nicht gehalten hat. Schon vom ersten Löffel war ich total enttäuscht. Das was Heidelbeere sein sollte schmeckte nach künstlichem Heidelbeeraroma und die ganze Masse war irgendwie viel zu schwer und lag mir auch danach richtig im Magen.
Nachdem ich einige Löffel gegessen hatte, habe ich den Becher wieder in den Kühlschrank gestellt, denn er hatte glücklicherweise einen wiederverschliessbaren Deckel. Als gute Schwäbin kann ich ja Essen nicht einfach wegwerfen. Also schob ich den Becher immer im Kühlschrank hin und her, wenn ich an andere Sachen dran wollte. Ich habe dem Produkt dann nochmal eine Chance gegeben und an einem anderen Tag nochmal probiert, um den Löffel direkt nach dem ersten Bissen wieder zur Seite zu legen. Es schmeckt gar nicht, dabei hatte ich mich mich beim Kauf richtig darauf gefreut.
Man hat es ja ab und zu, dass die Verpackung etwas ganz anderes verspricht, als das was drin ist. Wer schon mal ein fertiges Essen im Kühlregal gekauft hat, weiss genau was ich meine. Die Fotografie auf der Verpackung ist aus einer ganz anderen Welt, als das was drin ist.... Oder man kauft eine große Dose Gesichtscreme und stellt fest, dass die Hälfte davon nur Plastik ist. Oder ein Buch, dessen Cover eine sonnige, entspannte Geschichte aus dem Süden verspricht, langweilt schon ab der ersten Seite.
Es gibt nichts besseres, als Heidelbeeren, die einfach nur nach Heidelbeeren schmecken. Nicht mehr und nicht weniger. Es gibt aber oft vieles was uns mehr verspricht als es hält. Leider gibt es das auch bei Menschen. Nun wäre es einfach über andere zu schreiben, denn jedem fällt bestimmt jemand ein, den man in diesem Zusammenhang nennen könnte.
Es geht aber nicht um die anderen, sondern jeder kann nur bei sich selbst anfangen. Gibt es Bereiche, in denen ich auch vorgebe, mehr zu sein als ich bin? Oder jemand anders zu sein, als ich bin? Aber auch, weniger zu sein, als ich bin? Nichts ist so anstrengend, als immer mit einer Fassade zu leben und aufpassen zu müssen, das ja keiner dahinter blickt.
Immer wieder müssen wir uns selbst daran erinnern, dass es nicht darum geht, der oder die Beste zu sein, sondern das Beste ich, das ich sein kann. Es geht nicht darum, andere zu beeindrucken und bewundert zu werden, sondern das zu sein, was nur ich alleine sein kann. Ich sollte mich aber auch nicht als graue Maus verkleiden, wenn in mir ein Regenbogen tanzt. Es geht nicht um die Frage, was denken die anderen von mir, sondern darum wer ich bin. Und die Antwort kann mir kein anderer geben, nur ich selbst.
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