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  • AutorenbildChristine Nöh

Das Geld der andern...


Besser es wird einem nichts gestohlen. Dann hat man wenigstens keine Scherereien mit der Polizei.

Karl Kraus


Bei einem Einbruch in der Schule wurde mir die Kasse des Schulkleidungsverkaufs gestohlen. Der Dieb mag gedacht haben, dass die Schule genug Geld hat und es nichts ausmacht, wenn er einer Institution Geld klaut. Dabei ist es eher so, als wäre derjenige durch alle Klassen gegangen und hätte dem einen Schüler 10 €, dem nächsten 20 € und anderen vielleicht 50 € aus dem Schulranzen gestohlen. Kaum jemand würde so etwas machen.


Das Geld, das geraubt wurde, war nämlich nicht das Geld der Schule, sondern das Geld, das die Schüler für ihren Verkauf von Secondhand Schulkleidung erhalten hätten. Nicht die Schule wurde beklaut, sondern ganz viele Kinder und ihre Eltern.


Sehr oft sehen wir nur Institutionen, Firmen oder den Staat. Aber all das gibt es eigentlich nicht wirklich. Hinter jedem Betrieb stehen reale Menschen.


Wenn ich im Supermarkt an der Kasse nicht das richtige bezahle, dann denke ich vielleicht, dass der Laden doch genug Geld hat und es ihm nichts ausmacht. Aber wahrscheinlich muss derjenige, der an der Kasse sitzt dafür bezahlen, wenn die Kasse nicht stimmt. So betrüge ich nicht den Supermarkt sondern den Kassierer oder die Kassiererin.


Sogar wenn wir super billige Produkte kaufen, die unter den übelsten Bedingungen hergestellt werden, berauben wir arme Menschen um ihren Lohn und merken es noch nicht einmal. Wieviel kann ein Mensch der ein T-shirt näht, denn noch bekommen, wenn das nur 5 € kostet und um die halbe Welt gereist ist....


Wenn ich den Staat "betrüge", dann schade ich damit keiner abstrakten Anstalt, sondern meist besonders den einfachen, arbeitenden Menschen, die mit ihren Steuern das ganz System Tragen. Niemals würde jemand, der Millionen von Steuern hinterzieht durch die Strassen gehen und jedem der ihm begegnet Geld aus der Tasche ziehen. Wenn es aber hinter solch einer komplexen Fassade verborgen ist, dann zuckt derjenige noch nicht mal mit den Wimpern, weil er ja nur den Staat übers Ohr haut....


So kann es sein, dass wir alle an der einen oder anderen Stelle auf Kosten von anderen Menschen leben. Die Tragweite unseres Handelns ist uns selten wirklich bewusst.


Ich habe die Verantwortung für den Schulkleidungsverkauf und werde nun sehen, dass ich irgendwie das Geld zusammen bekomme, um tatsächlich denjenigen, die etwas verkauft haben ihren Betrag auszuzahlen. Und ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffen werde. Vielleicht nicht schnell, aber es wird gelingen.


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