Manchmal fühle ich mich zu wenig. Zu wenig schön, zu wenig erfolgreich, zu wenig dünn, zu wenig begabt, zu wenig beliebt, zu wenig jung, zu wenig... Ich vergesse dann, dass wir nicht bei "Germany next irgendwas" sind und es nicht darum geht einen Wettbewerb zu gewinnen. Wir sind nicht bei Olympia, wo nur einer die Goldmedaille bekommt.
Ich vergesse, dass ich nicht die anderen Menschen brauche, damit ich das Gefühl bekomme, gut genug zu sein. Denn selbst wenn es einem viele andere sagen, dass ich etwas gut mache, glaube ich es ihnen nicht, wenn ich es nicht selbst denke. Das sieht man ja leider immer wieder, bei manchen erfolgreichen Stars der Erde, dass sie sich immer noch nicht genug fühlen, obwohl Millionen Menschen sie lieben und sich in Drogen flüchten oder gar sich selbst umbringen.
Und kein Mensch wird von allen nur geliebt. Selbst die besten Musiker haben Menschen, die ihre Musik nicht mögen und die besten Schriftsteller werden von manchen für ihren Schreibstil kritisiert. Die schönsten Menschen gefallen nicht allen und die erfolgreichsten Geschäftsleute werden von manchen verachtet.
Natürlich tut es gut, wenn andere zu einem sagen, dass man etwas gut gemacht hat, oder dass man gut aussieht. Aber viel wichtiger ist das was ich selbst über mich denke. Ich glaube, dass jeder immer mal wieder das Gefühl hat, zu wenig zu sein. Aber dabei dürfen wir nicht stehen bleiben, uns nicht darin versenken.
So ein Baum, der in den Himmel wächst, fragt sich auch nicht den ganzen Tag: sind denn meine Äste lang genug und ist meine Krone denn bewundernswert? Ist meine Rinde denn anschmiegsam glatt und meine Blätter schön grün? Nein, er ist einfach das, was er ist.
Ich muss immer wieder lernen, dass ich gut über mich denke. Ich bin nicht besser als andere, aber gut genug. Ich bin nicht schöner als andere, aber einmalig. Ich bin gut genug, um das zu sein, was ich nur sein kann. Und wenn es auch ganz wenig ist, so ist es doch genug.
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