Trampelpfade
- Christine Nöh
- 15. Dez. 2020
- 2 Min. Lesezeit

Die Fesseln der Gewohnheit sind zu leicht, als daß man sie spürte,
bevor sie zu fest sind, um sie noch abzuschütteln.
Samuel Johnson
Gestern war ich auf der Trupbacher Heide unterwegs, ein Naturschutzgebiet, das früher mal ein Truppenübungsplatz gewesen ist. Deshalb sind dort sehr viele offene Flächen, die mit Heide bewachsen sind und die ganz untypisch für diese Gegend sind.
Da es in letzter Zeit öfter mal geregnet hat und es ja nicht so kalt ist, sind die Wege dort sehr matschig. Teilweise sind die Pfützen von grossen schlammiger Erde umgeben, so dass man immer weiter Außenrum gehen muss, wenn man nicht ganz braune Schuhe haben möchte.
Jetzt kann man gut beobachten, wie schmale Pfade zu immer breiteren Wegen werden und wie Trammelpfade entstehen, die vorher noch nicht da waren. An einer Stelle führt der Weg an einer Heidefläche vorbei. Vor längerer Zeit sind aber Leute auf die Idee gekommen dort mitten durch zu laufen. Inzwischen ist auch dort ein richtiger Weg, der schon verschiedene Abzweigungen hat.
Viele Menschen, die immer die gleiche Strecke gehen, hinterlassen eben deutliche Spuren. Vielleicht ist das ja auch nicht so schlimm, denn im Vergleich zu den Panzern, die früher hier drüber gefahren sind, sind die Wege ja eher harmlos. Aber ich möchte besser keine Beurteilung über Nutzen und Schaden dieser Wege abgeben.
Ich habe nur gedacht, dass man super gut erkennen kann, wie Wege entstehen und sobald sie einmal da sind, werden sie auch immer häufiger genutzt. Was dazu führt, dass sie immer breiter werden. Und eigentlich ist das in unserem Leben genauso.
Gedanken, die wir immer wieder denken, werden zu Denkmustern, bis wir gar nicht mehr merken, dass wir vielleicht auch anders denken könnten. Etwas, das wir immer wieder tun, wird zu einer Gewohnheit, die am Ende so mit uns verbunden ist, dass wir sie als Teil unseres Lebens sehen.
Zwei Dinge kann ich daraus lernen: Es dauert lange, bis auf einem Trampelpfad wieder Heide wachsen würde. So dauert es auch lange, bis wir uns Gewohnheiten wieder abgewöhnt haben. Ich kann nicht etwas drei mal nicht machen und denken, dass die Gewohnheit dann weg wäre. Ich brauche dazu sehr viel Geduld und muss mich immer wieder entscheiden, einen bestimmten Weg nicht zu gehen.
Das zweite ist, dass ich mir durchaus auch neue, gut Gewohnheiten angewöhnen kann. Wenn ich etwas bestimmtes erreichen möchte, ist es gut, bestimmte Gedanken immer wieder zu denken oder bestimmte Aktionen immer wieder zu tun, bis aus diesen einzelnen Handlungen Gewohnheiten geworden sind. Und dann machen wir es, ohne dass wir noch darüber nachdenken müssen. Das tägliche Zähneputzen ist ein einfaches Beispiel dafür....
Das beste ist, dass ich nicht so bleiben muss, wie ich bin, sondern dass ich Stück für Stück neue Wege und neue Gewohnheiten in mein Leben bringen kann...
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