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AutorenbildChristine Nöh

Schwäbische Gene


Man muß sparsam leben, aber seinen Verhältnissen gemäß.

Deshalb fällt wohlverstandene Sparsamkeit nie auf,

sobald man sie gewahr wird, ist sie Knauserei.

Sully Prudhomme


Es gibt eine Sache, bei der meine Gene besonders zum Vorschein kommen: beim Auskratzen eines fast leeren Honigglases. Auch bei anderen Lebensmitteln mag ich es nicht, wenn man zu achtlos damit umgeht, aber bei Honig ist es mir besonders wichtig.


Das liegt nun nicht daran, dass ich jeden Cent sparen möchte, sondern ich schätze die Arbeit der Bienen so sehr, dass ich nichts davon verschwenden will. Für uns ist es nur ein halbes Löffelchen Honig, aber eine Biene musste sehr oft und weit fliegen, um diese Menge zusammen zu bekommen. Deshalb mache ich Honiggläser immer besonders sauber, bevor ich sie abwasche.


Vielleicht wirkt das etwas pedantisch, aber ich finde es ist wichtig, dass wir wieder mehr den Wert der Dinge schätzen und auch die Arbeit achten, die jemand geleistet hat, damit etwas entstehen kann. Viele Jahrzehnte war alles so billig und einfach zu kaufen, dass wir den Wert von vielem nicht mehr wirklich schätzen. Wenn etwas nicht mehr gut oder modern war, wurde es einfach weggeworfen und etwas neues gekauft.


Jetzt wird alles teurer und das Geld wird knapper. Das ist nicht nur ein Problem, sondern auch eine Chance. Wir können wieder neu lernen den wirklichen Wert der Dinge zu schätzen, achtsamer mit allem umgehen und möglicherweise fängt es beim Honigglas am Frühstückstisch an. Wenn wir anders denken und anders leben, dann merken wir, dass wir mit viel weniger auskommen und trotzdem glücklich sind.





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